Der Brunnenmeister

Johannes Studer

Johannes Studer kontrolliert die Sotsass-Quelle. Bild: Dominik Täuber.
Allein in Scuol gibt es gemäss offizieller Liste 169 Brunnen. Aus einigen von diesen fliesst Wasser von Mineralquellen. Zusammen mit Johannes Studer durften wir für einmal eintauchen – nicht in das Wasser der Brunnen – aber in die Geschichte des Brunnenmeisters von Scuol.

Von Sarah Hofer

Von Basel ins Unterengadin 

Johannes ist in Basel aufgewachsen, was  auch heute noch – nicht zu überhören ist. Als Kind war er oft im Unterengadin in den Ferien und hat daher schon seit jeher Bezug zur Region. Seit er eine Familie hatte, träumte er davon im Engadin zu wohnen. Vor einigen Jahren ist dieser Traum in Erfüllung gegangen und Johannes zog in das ehemalige Haus seines Grossvaters in Sur En bei Sent. Der gelernte Zimmermann hat seine Ausbildung zum Brunnenmeister 2011 abgeschlossen und ist seit 2018 mit seinem Team für die Wasserversorgung der Gemeinde Scuol zuständig. 

Mineralwasser direkt vom Dorfbrunnen 

In und um Scuol sprudeln über 20 Mineralwasserquellen. Das Wasser dieser Quellen kann an verschiedenen Brunnen im Dorf degustiert werden. «Von der Wasserversorgung sieht man nach aussen nicht viel – man sieht Brunnen, Hydranten und man merkt, wenn kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt». Genau aus diesem Grund wird ein besonderes Augenmerk auf den Unterhalt der Brunnen gelegt. «Die Dorfbrunnen sind sozusagen unsere Visitenkarten», erzählt uns Johannes. Sein liebstes Mineralwasser ist jenes der Sotsass-Quelle, welches er sich regelmässig abfüllt – nicht wegen einer speziellen Wirkung, sondern schlicht und einfach, weil es ihm am besten schmeckt. Auch von der Lischana-Quelle holt er sich oft Wasser, dieses empfiehlt er besonders aufgrund des hohen Magnesium-Gehaltes. 

Johannes Studer im Dorfbrunnen «Plaz» in Scuol. Bild: Dominik Täuber.

Aus der Geschichte des Kurtourismus  

Bereits vor 100 Jahren sind Gäste aus aller Welt aufgrund des Wasserreichtums zu den Kurorten Scuol, Tarasp und Vulpera gereist und es herrschte ein florierender Kur- und Bädertourismus. 1369 wurden die Mineralquellen rund um Scuol das erste Mal urkundlich erwähnt, 2019 wurde das 650-jährige Mineralwasserjubiläum gefeiert. Auch heute spielt das Mineralwasser im ganzen Unterengadin eine wichtige Rolle. Baden im Mineralbad Bogn Engiadina, dem Inn entlang vorbei an der historischen Trinkhalle Büvetta Tarasp spazieren oder Mineralwasser am Brunnen degustieren – das Mineralwasser ist auf vielfältige Weisee erlebbar. 

Die Arbeit als Brunnenmeister  

Das Thema Wasserversorgung ist ein sehr umfassendes. Das Grundsystem sei überall ähnlich, aber jedes System hat seine Eigenheiten. «In flacheren Regionen wird das Trinkwasser häufig aus dem Grundwasser gewonnen oder aus dem See gepumpt. Beim Seewasser muss das Wasser aufwändig in mehreren Schritten zu Trinkwasser aufbereitet werden. Bei uns in den Bergen gewinnen wir das Wasser aus Quellen, deren Einzugsgebiet oft oberhalb von Siedlungen ist. So muss das Wasser meist nicht aufbereitet werden und sprudelt unbehandelt und erfrischend kühl zum Trinken aus dem Hahn. In der Gemeinde Scuol wird das Wasser nur an einzelnen Stellen mittels UV-Licht desinfiziert.» 

Johannes und sein Team kümmern sich unter anderem darum, dass die Trinkwasservorschriften eingehalten werden, absolvieren Kontrolltouren, entnehmen Trinkwasserproben, beraten bei Um- und Neubauten zum Thema Wasseranschlüsse, betreuen die Wasserversorgung der Alpen, unterhalten Bewässerungsanlagen und sind für diverse Unterhalts- und Reinigungsarbeiten an den vielen Wasserversorgungsanlagen verantwortlich. 

Der Brunnenmeister Johannes Studer bei seiner Arbeit im Trinkwasserreservoir Ftan. Bild: Dominik Täuber.

Johannes und sein Team werden auch weiterhin vollen Einsatz geben, damit wir dieses wertvolle Gut auch in Zukunft auf vielfältige Art und Weise geniessen können. 

Text: Sarah Hofer
Bilder: Dominik Täuber