Herr der Schanzen und Boxen im Snowpark Scuol

Curdin Erni

Der Snowpark Scuol im Unterengadin, Schweiz. Bild: Dominik Täuber
Der Schnee knirscht unter den Sohlen, die Pisten leeren sich und das Après-Ski nimmt seinen Anfang. Am Hang «Naluns» schiebt sich eine Pistenmaschine den Berg hoch und häuft Schnee an. Neben der regulären Piste entsteht der «Snowpark» mit Kickern, Rails und Boxen. Curdin Erni steuert die grosse Maschine mit zentimetergenauer Präzision. Seit 14 Jahren baut er den Park auf dem Scuoler Hausberg jeden Winter wieder neu. Zu Beginn der Wintersaison sieht er erwartungsvoll dem ersten grossen Schnee entgegen, damit die Basis für den Park gebaut werden kann.
Curdin Erni. Bild: Dominik Täuber

Eine anhaltende Begeisterung

Bereits als kleiner Junge hat Curdin kleine Schanzen gebaut, über welche er mit den Skis oder dem Bob gesprungen ist. Als er mit dem Snowboard begann, die Pisten des Skigebiets unsicher zu machen, wurden auch am Berg fleissig neue «Sprunghügel» angehäuft. Der Junge wurde erwachsen und mit ihm wuchsen auch die Absprünge, die er baute.

Arbeit am Snowpark Scuol bei Nacht. Bild: Dominik Täuber.

Der Schneefall gibt den Ton an

Tagsüber ist er Stellvertreter des technischen Leiters der Bergbahnen Motta Naluns. Doch in der Nacht gehört seine ungeteilte Aufmerksamkeit dem Park. Die Arbeit am «Snowpark» hängt von Schnee und Wetter ab: Menge, Konsistenz und Zeitpunkt des Schneefalls bestimmen den Arbeitsalltag von Curdin. Mal dauert der Einsatz bis spät in die Nacht oder beginnt morgens um 3 Uhr.

Shaper im Snowpark Scuol. Bild: Dominik Täuber.

Vielfältige Unterstützung

Unterstützung erhält er von seinen beiden «Shapern», aber auch von technischer Seite. So bieten die heutigen Pistenmaschinen ausführliche Daten zu Hangneigung, Schaufelstellung und sogar GPS-Positionen. Den Bärenanteil vermag die Maschine zu verrichten, doch für bestimmte Arbeiten wird noch immer auf die Kettensäge oder auch die klassische Schaufel zurückgegriffen. Diese sind stark für den optischen Auftritt und dadurch für das Image des Parks notwendig.

Früh am Morgen im Snowpark Scuol

Für jeden was dabei

Beim Aufbau wird grossen Wert darauf gelegt, für jedes Niveau ansprechende Obstacles einzubauen. So springt Curdin einerseits auch heute noch gerne über die grossen Kicker, nimmt aber andererseits auch seinen dreijährigen Sohn für erste Kurven mit in den Park. An «seinem» Park schätzt Curdin die Südhanglage. Durch den Schatten bleiben die Absprünge hart, während die Landebereiche von der Sonne weicher werden. Auch die Aussicht auf das Panorama unterscheidet Scuol von anderen Parks.

Sicherheit im Snowpark Scuol.

Sicherheit immer wichtiger

Früher seien die Parks fahrlässig und kriminell gewesen. Obwohl auch heute der Adrenalin-Kick noch immer sehr gesucht ist, sind die Parks stetig sicherer geworden. Beeinflusst wird dies durch den Absprungs- und Landungswinkel, der Distanz dazwischen und vielen weiteren Faktoren. Sicherheitsaspekte bilden den wichtigsten Erfahrungswert, der nur schwer erlernt werden kann. So wird die Flugbahn eines Kickers nebst genauen Berechnungen auch mit Hilfe von geworfenen Schneebällen analysiert.

 

Text: Daniel Steinacher
Bilder: Dominik Täuber

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Impression aus den Snowpark Scuol

Vom Sessellift «Naluns» sind sie in voller Pracht zu bestaunen: die Kicker, Rails und Boxen im Snowpark, welcher sich neben der regulären Piste erstreckt. Curdin Erni hat schon als kleiner Junge Schanzen gebaut und ist mit Ski oder Bob darüber gesprungen. Heute baut er jedes Jahr den Snowpark auf dem Scuoler Hausberg Motta Naluns.

Bereits von Kindsbeinen an

Seine Begeisterung für den Winter entdeckte der ausgebildete Snowboardlehrer schon als Kind. Als 12-Jähriger machte er die Pisten mit seinem Snowboard unsicher. Neben den Pisten baute er schon damals kleine, improvisierte «Snowparks». Dazu lieh er mit oder ohne Fragen die Schaufeln an den Skiliften aus, woran er sich heute noch mit einem Schmunzeln erinnert. Bald darauf begann er, seinem Vater, dem Pistenrettungschef, im Skigebiet auszuhelfen. So fuhr er auch bald bei den Pistenmaschinen mit. Heute hat er seine eigene «Parkmaschine».

Spontane Planung

Wenn nun im Winter der erste Schnee fällt, startet für Curdin die Planung. Ein Grobkonzept ist von den topografischen Eigenschaften vorgegeben, doch mit den Feinheiten kann und muss er jonglieren. Als erstes baut er die «Beginner-Line». So entsteht das Basis-Angebot, auf dem Besucher jeglichen Niveaus etwas finden. Zudem benötigen die kleinen Schanzen weniger Schnee. Im Normalfall entstehen bis zu drei verschiedene Lines: Beginner, Medium und Pro. Daneben finden sogenannte «Fun-Slopes» mit Tunnels und Steilwandkurven immer grösseren Anklang, auch bei den ganz Kleinen.

Ohne Kunstschnee geht es nicht

Auch in einem schneereichen Winter wird beschneit. Ohne zusätzliche Hilfe könne heutzutage den Ansprüchen nicht mehr Genüge getan werden. In anderen Destinationen werden die Kicker im Sommer durch Erdverschiebungen aufgehäuft. Aufgrund der Lage in einem Hochmoor ist dies in Scuol nicht möglich. Auch Snowfarming ist auf aufgrund der exponierten Südhanglage nur schwer möglich. Der Vorteil von Kunstschnee ist allerdings, dass er den Bedürfnissen entsprechend geschaffen und dadurch besser verwertet werden kann.