Chamonna Linard SAC
Eine SAC-Hütte mit unzähligen Geschichten
Die erste Alpenvereinshütte im Unterengadin
Die Chamonna Linard SAC ist die älteste Alpenvereinshütte im Unterengadin. Die Hütte, auf romanisch Chamonna, selbst könnte unzählige Geschichten erzählen. Dank der gut erhaltenen Dokumentation der SAC-Sektion Engiadina Bassa Val Müstair sind einige dieser Geschichten weiterhin bekannt. Erste Ideen zum Bau einer Sektionshütte unterhalb des höchsten Berges des Unterengadins, dem Piz Linard, entstanden bereits bei der Gründung der Sektion 1892. Der Startschuss für den Bau erfolgt schliesslich im Jahr 1901 und kostete CHF 5'726.55. In den darauffolgenden Jahren gab es immer wieder kleinere oder grössere Dramen in der Hütte. Die Dokumentationen waren sogar so genau, dass kein einziger fehlender Rappen unbemerkt bleibt: So beschreiben die Chroniken der Sektion, dass es 1918 zu einem Diebstahl in der Hütte kam, gemäss dem streng kontrollierten Kassabuch sollten sich CHF 140.50 Franken in der Kassa befinden, effektiv waren es aber nur CHF 93.55, entsprechend fehlten CHF 46.95. Trotz einer direkten Anzeige im Kreisgericht Obtasna und einer Prämie von 50.- CHF wurde der Dieb bis heute nicht gefasst und ist immer noch auf der Flucht.
In den nachfolgenden Jahrzenten wurde die Chamonna Linard mehrmals renoviert und teilweise auch vergrössert. Bis 1995 wurde die Chamonna Linard CAS nie durchgehend unbewirtet – die Hütte war einfach zu klein für einen dauerhaften Betrieb. Doch nach dem Umbau 1996 wagte die Sektion den Schritt: Seither wird die Hütte mit viel Herz und Einsatz von ehrenamtlichen Mitgliedern der SAC-Sektion geführt. Jede Woche wechselt das Team. Genau dieser liebevolle, persönliche Einsatz verleiht der Chamonna Linard ihren ganz besonderen Charme. Ein Konzept, das bis heute erfolgreich fortgeführt wird und von Gästen, sowie von den Mitgliedern der Sektion sehr geschätzt wird.
Sepp Erni, der Hüttenwartchef
Eine wichtige Rolle in der Koordination spielt dabei Josef Erni, von allen nur Sepp genannt. Sepp ist seit 2011 verantwortlich für die Chamonna Linard SAC und während der Saisontrifft man Sepp einmal in der Woche auf der Hütte – nicht um die Hüttenwarte zu kontrollieren, sondern um sie zu unterstützen und zum Schauen, ob alles in Ordnung ist. Die Arbeit für Sepp beginnt aber bereits lange vor dem offiziellen Start der Hüttensaison: er macht die Bestellungen für den Sommer im Frühling und schaut dabei, dass es so wenige Transportflüge wie nötigt braucht. Gewisse Lebensmittel werden auch von den Hüttenwarten*innen selbst auf die Hütte transportiert, wie frischer Salat oder saisonales Gemüse. Selbstverständlich ist die Chamonna Linard SAC der ideale Ausgangspunkt für die Besteigung des Piz Linard, weiter bieten sich von der Hütte auch die Wanderungen zum Piz Glims oder zu dem Bergsee Lai da Glims an.
Die meisten Hüttenwarte finde ich per Zufall – das Schöne ist, dass sich die verschiedenen Hüttenwart*innen selbst übertreffen möchten und so zu einem einmaligen Erlebnis beitragen möchten.
Unvergessliche Erlebnisse: Die Magie der Begegnungen
Die wahrscheinlich dienstälteste Hüttenwartin ist Cristina Gregori aus Sent, welche seit 1998 ein Teil der Hüttenwartfamilie ist. Cristina und ihrer Familie sind in erster Linie die Begegnungen mit den unterschiedlichen Tieren in Erinnerungen geblieben, wie sie beschreibt: «Die grasende Steinbockherde neben der Chamonna, die mich erschreckt hat, der kleine Fuchs Pablo der in die Küche gekommen ist und nicht mehr gehen wollte, die Murmeltier-Familie, die uns jedes Jahr ankommende Gäste anmeldet.» Sie waren zu Beginn jeweils als ganze Familie während einer Woche auf der Linard und insbesondere für ihren Sohn Gian Fadri war der Abschied jeweils mit Tränen verbunden, als er auf dem Pfad zur Chamonna die nächsten Hüttenwarte erblickte.
Persönliche Motivation: Ein Tagesausflug, der alles veränderte
Für Markus und Janine Kust-Büchi aus Küsnacht ZH begann alles mit einem einfachen Tagesausflug. Von Lavin aus entdeckten sie die Chamonna Linard und waren sofort von der Ruhe und der natürlichen Schönheit der Umgebung fasziniert. Was als eine Wanderung begann, entwickelte sich zu einer tiefen Verbundenheit mit der Hütte. «Es war die pure Natur, die uns anzog», das ist es, was Markus und Janine fasziniert. Die Entscheidung, Hüttenwarte zu werden, kam fast von selbst. Dennoch mussten sie zunächst drei Jahren warten, bis ein Platz auf der Warteliste frei wurde und ihnen Sepp den Zuschlag geben konnte. Sie selbst könnten einen Roman über die verschiedenen Geschichten der Chamonna Linard schreiben. Über die Gäste, welche auf der Chamonna Lischana reservierten und völlig überrascht waren, dass sie in die falsche Chamonna gelaufen sind und in der Chamonna Linard gelandet sind, selbstverständlich gab es auf der Chamonna Linard noch Platz für Besucher. Oder auch die über 90-jährige Wanderfreundin, welche den Weg von Lavin auf die Chamonna Linard auf sich nahm.
Gemeinschaft in der Hütte: Ein Zuhause in den Bergen
Eine weitere Hüttenwartin ist Rosaria Michaela Ackermann aus Triesenberg, für sie ist die Chamonna Linard mehr als nur eine Hütte – es ist ein Zuhause, das sie mit den Gästen teilen. Die Gemeinschaft und das Zusammenleben auf der Hütte stehen für sie im Mittelpunkt. «Die Abende, wenn alle beisammen sitzen, Geschichten erzählen und den Tag Revue passieren lassen, sind das Herzstück der Hüttenerfahrung», sagt Rosaria. Sie schätzt die Freundschaften, die hier entstehen, und die Momente des Zusammenhalts, die die Hütte so einzigartig machen. Mit ihren Kindern beschenkt sie die Tagesgäste jeweils mit einer Glücks-Menukarte und für das Abendessen stellt sie sich jeweils in die Stube, stellt das Menü vor, liest aus ihrem Buch vor oder zitiert ein kurzes Gedicht. Natürlich darf auch ihr Alphorn nicht fehlen – bei schönem Wetter wird auch das eine oder andere Stück gespielt.
Besondere Wanderungen: Die versteckten Schätze der Umgebung
Erni Walter aus Scuol, der Bruder von Sepp, liebt es, den Gästen die schönsten Wanderungen rund um die Chamonna Linard zu empfehlen. Besonders am Herzen liegt ihm die weniger bekannte Route zur Fuorcla Zadrell. «Diese Wanderung bietet atemberaubende Ausblicke und führt durch eine Landschaft, die man so schnell nicht vergisst,» erklärt Walter. Er ermutigt die Gäste, sich Zeit zu nehmen, um die Stille und die Schönheit der Natur wirklich auf sich wirken zu lassen. In klaren Nächten ist Chamonna Linard der ideale Aussichtspunkt, um den Sternenhimmel und Sternschnuppen zu beobachten.
Hier oben geht es nicht nur um die Gipfel, sondern auch um die kleinen Momente, die einem die Berge schenken.
Ein gemeinsames Ziel: Die Liebe zu den Bergen
Was alle Hüttenwart*innen verbindet, ist ihre tiefe Liebe zu den Bergen und ihre Begeisterung dafür, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen. Jede und jeder von ihnen bringt seine eigene Geschichte und Motivation mit und hinterlässt auch ein Stück seiner Geschichte in der Chamonna Linard.
Bergsteigerdorf Lavin, Guarda & Ardez
Die Chamonna Linard CAS ist ein Partnerbetrieb des Bergsteigerdorfes Lavin, Guarda & Ardez. Der Leitsatz der Bergsteigerdörfer ist „weniger, dafür besser“. Es sind kleine, ruhige Orte, die sich dem sanften Tourismus verschrieben haben. Ihr grosses Potenzial liegt in ihrer Ursprünglichkeit, in der qualitativ hochwertigen Natur- und Kulturlandschaft sowie den vielseitigen Bergsportmöglichkeiten. Mehr Informationen zum Bergsteigerdorf.
8 Bilder anzeigen