Mit Yvonne unterwegs.
Wanderung vom Ofenpass bis ins Val S-charl
Es ist die erste sommerlich heisse Woche des Jahres, in welcher auch die Einheimischen und Gäste des Engadins sich nach Bergfrische sehnen. Aus diesem Grund startete ich gemeinsam mit Freunden die Wanderung rechtzeitig am frühen Morgen. Mit Zug und Bus geht es von Scuol über Zernez bis zum Ofenpass. Auf der Passhöhe bei der PostAuto-Haltestelle Süsom Givé steigen wir aus und geniessen gleich Mal die Aussicht ins naturbelassene Val Müstair.
Wir überqueren die Passstrasse und los geht die Wanderung. Der Himmel ist noch etwas grau. Während sich die Sonne durch die Wolkendecke kämpft, erfreuen wir uns an den Farbtupfern im Wald, welchen wir zu Beginn durchqueren, und anschliessend an der Blumenpracht auf den Bergwiesen. Nach einem gemütlichen Start wird es nun etwas steiler und wir kommen langsam ins Schwitzen. Immer wieder blicken wir beim Aufstieg zum nahe gelegenen Skigebiet Minschuns und versuchen es uns im Winterkleid vorzustellen. In unserer Gedankenreise gleiten wir mit Ski und Snowboard die Piste runter und können dabei gleich etwas abkühlen.
Schon bald erreichen wir bei «Funtana da S-charl» mit fast 2400 Meter über Meer den höchsten Punkt der Wanderung. Nach dem obligaten Fotostop gehen wir gleich noch etwas weiter und suchen uns ein schönes Plätzchen für die wohlverdiente Pause. Die Sonne scheint nun aus voller Kraft und lässt uns die alpine Höhe vergessen. Die pfeifenden Murmeltiere erinnern uns aber sofort wieder, dass wir uns in den Engadiner Alpen befinden und zeigen uns mit einem spannenden Zweikampf, dass sie nicht nur herzig aussehen können.
Mit etwas Salsiz und Brot im Magen führen wir unsere Wanderung fort. Nach der Ebene Mattun, wo ein grosser Findling zu bestaunen ist, kommen wir schliesslich zur Alp Astras und erreichen kurz darauf den God da Tamangur – den höchstgelegenen Arvenwald Europas. Danach gelangen wir auf die Schotterstrasse, die dem Clemgia-Bach entlang verläuft. Hier merken wir sofort, dass das Tal belebter ist und wir treffen auf weitere Wanderer wie auch Biker, was aber wunderbar nebeneinander Platz hat.
Unterwegs begegnen uns immer wieder Herden von Kühen und Rindern. Es ist der grosse Tag der Alpauffahrt. Von nah und fern werden die Tiere für den Sommer auf die Alp gebracht. Es ist ein wahres Spektakel, das wir beobachten können. Freudig und energiegeladen bewegen sich die Kühe und Rinder in Richtung weitläufige Alpweiden. Mit viel Geschick und sichtlichem Stolz bändigen die Landwirte und Älpler ihre Tiere.
Die Clemgia begleitet uns in ihrem sich schlängelnden Flussbett bis ins kleine Dorf S-charl. Hier angekommen geht es sogleich auf die Sonnenterrasse des Gasthauses Mayor, um uns mit einem feinen Mittagessen und einem kühlenden Dessert zu belohnen. Wir geniessen die gemütliche Stimmung im Ort und machen uns nach einer Weile zum PostAuto auf, welches uns durch die wilde Steinlandschaft des Val S-charl hinunter bis nach Scuol, zum Ausgangspunkt bringt.
Wichtig zu wissen
- Alternative: Die Wanderung ist in beide Richtungen empfehlenswert
- Anreise: mit Zug und PostAuto
- Dauer: ca. 5 Stunden Wanderzeit
- Ausrüstung: Wanderschuhe, warme Kleidung, Sonnen- und Regenschutz, Fernglas empfohlen, Picknick