Mit Miriam unterwegs.
Via Engiadina – Weitwanderung im Winter
Das Engadin hat nicht nur mich, sondern auch meine Mutter verzaubert. Sie ist deshalb ein regelmässiger Gast in Scuol. Bei ihrem letzten Besuch nahm ich sie mit auf die Winterwanderung entlang der Via Engiadina. Wir starteten die vier Tageswanderungen jeweils von Scuol aus.
Mein Tipp: Die Via Engiadina ist als Package buchbar, inklusive Übernachtung am jeweiligen Etappenort und organisiertem Gepäcktransport.
1. Etappe: Zernez – Susch – Lavin – Guarda
Der Blick aus dem Fenster zeigt, dass uns ein perfekter Wintertag bevor steht. Deshalb machen wir uns schnell los und fahren mit der Rhätischen Bahn bis nach Zernez, zum Startort der Via Engiadina Winter. Wir verlassen das Engadiner Dorf und es geht gemütlich sowie flach dem vereisten Inn entlang. Schon am Anfang wartet ein kleines Highlight auf uns: Neben den herzigen Angus-Kälber beim Biohof Pauraria Chasuot erblicken wir auf den Felsen einige Gämse, welche sich hinunter getraut haben. Wir folgen dem Fluss bis zum Passdorf Susch. Danach geht es durch den Wald erstmals etwas hinauf und später wieder hinab bis nach Lavin. Wir schlendern durchs Dorf und gönnen uns auf einem Bänkli noch eine kleine Stärkung, bevor dann der Aufstieg beginnt. Stetig geht es durch die spezielle Terrassenlandschaft und über Felder hinauf bis zum Schellen-Ursli-Dorf Guarda. Nach etwa viereinhalb Stunden sind wir am heutigen Etappenziel angekommen und geniessen noch etwas die Sonne.
2. Etappe: Guarda – Bos-cha – Ardez
Auf die heutige Etappe freue ich mich besonders. Haben mir doch schon viele von der tollen Schlittenabfahrt ab der Alp Murtera Dadaint vorgeschwärmt. Da der «normale» Weg über den Weiler Bos-cha nur etwa eineinhalb Stunden dauert, können wir uns den Abstecher über den Munt d’Ardez bis zur Alp gut leisten. Immer leicht ansteigend führt der Weg durch die verschneite Landschaft. Wir sind fast allein unterwegs, von weitem sind jedoch einige Schneeschuhwanderer und Skitourenfahrer zu beobachten. Nach knapp zwei Stunden sind wir oben angekommen und freuen uns riesig auf die Schlittenabfahrt. Zunächst gönnen wir uns jedoch noch eine Picknickpause und geniessen die Ruhe sowie die herrliche Aussicht.
Die Schlitten stehen in der Scheune bereit und ab geht die Fahrt. Nach unserem Gefühl viel zu schnell, sind wir im Dorf Ardez angekommen. Die Schlitten können in einem Container im Dorf oder im Hotel Schorta’s Alvetern bezahlt und zurückgegeben werden. Der «Abstecher» hat sich definitiv gelohnt, welchen wir nur weiterempfehlen können. Gemütlich und an der Wärme geht es mit der RhB wieder zurück nach Scuol.
3. Etappe: Ardez – Scuol
Wieder bei stahlblauem Himmel und Sonnenschein machen wir uns auf die dritte Etappe der Via Engiadina. Die RhB bringt uns wieder nach Ardez, wo es dann zu Fuss weiter durch die Gassen bis an den Dorfrand geht. Nun führt der Weg etwas hinauf und schon bald haben wir einen herrliche Sicht auf die Burgruine Steinsberg. Stetig etwas aufwärts, laufen wir bis zur Ruine der Sust/Säumerstation Chanoua. Der perfekte Ort, um eine kurze Pause einzulegen. Mehr oder weniger eben verläuft der Weg weiter. Nachdem wir Ftan mit seinen typischen Dorfplätzen durchquert haben, führt der Weg immer leicht abfallend bis nach Scuol. Majestätisch thront auf der gegenüberliegenden Talseite das Schloss Tarasp. Diese Tagesetappe dauert ungefähr vier Stunden.
Wer Höhenwege bevorzugt, kann ab Ftan zu Fuss oder mit der Sesselbahn hinauf bis Prui und auf dem Panoramaweg bis zur Bergstation Motta Naluns wandern. Die Gondelbahn bringt einem gemütlich hinunter nach Scuol.
4. Etappe: Scuol – Motta Naluns – Sent
Noch ein letzter Blick auf den Wintersportbericht und das Herz schlägt höher für die heutige Höhenwanderung. Mit der Gondelbahn fast vor der Türe, geht es schnell hochhinaus ins Wintersportgebiet Motta Naluns. Wir laufen an der Talstation des Sessellifts Naluns und beim Kinderland vorbei und auf dem Winterwanderweg neben der Piste hinauf. Schon bald folgt der erste Abstieg bis Jonvrai. Nach dem Überqueren der Skipiste gibt es nun einige Höhenmeter zu bewältigen, wobei wir uns nun in freiem Berggebiet befinden. Wir geniessen die Ruhe, denn weit und breit ist niemand zu sehen. Trotz des heute bedeckten Himmels bieten sich uns spektakuläre schwarz-weiss Ausblicke. Nach einem ebenen Stück geht es wieder hinab, mit teils steileren Abstiegen. Direkt neben dem Wanderweg und der «Traumpiste» (Talabfahrt nach Sent) liegt die gemütliche Sömmi-Bar. Wir gönnen uns hier eine kleine Take-Away-Stärkung, bevor wir das letzte Stück nach Sent in Angriff nehmen. Kurz vor Sent entscheiden wir uns, doch wieder zurück nach Scuol zu laufen. Nach gut fünf Wanderstunden sind wir erschöpft aber zufrieden Zuhause angekommen.
Wegen Lawinengefahr ist dieser Weg leider öfters gesperrt. Der Rundweg Scuol – Pazos – Vastur – Chauennas bietet eine schöne Alternative und auch der Schlitten kann hier wieder zum Einsatz kommen.
Meine Empfehlung
Ich empfehle die Via Engiadina allen, die nicht nur gerne Ausflüge in die Natur unternehmen, sondern gleichzeitig auch Freude an der Unterengadiner Kultur haben. Die Länge der verschiedenen Etappen erlauben es nämlich, während der Wanderung einen Stopp einzulegen und ein Erlebnis aus der Region zu besuchen. So kann beispielsweise in Sent der Keramikmalkurs besucht oder einen Zwischenhalt im Muzeum Susch eingelegt werden. Unvergessliche und erlebnisreiche Tage während der Weitwanderung sind garantiert!