Mit Marina unterwegs.
Wanderung nach S-charl
Schnee – die feinen Eiskristalle, die den Winter so wunderschön machen, fallen im Val S-charl in grossen Mengen. Das Seitental von Scuol ist aber im Winter nicht nur mit viel Schnee gesegnet, sondern auch mit einer herrlichen Ruhe. Ausser der weissen Pracht, welche die eindrückliche Bergwelt bedeckt, ist hier nicht viel zu sehen, denn die Strasse ist im Winter für den motorisierten Verkehr gesperrt. Zu dieser Jahreszeit ist S-charl nur mit dem Pferdeschlitten oder zu Fuss erreichbar und bietet zum regen Treiben auf den Pisten eine willkommene Abwechslung. Wer Ruhe und ein wenig Abstand vom Alltag sucht, ist hier genau richtig. Denn wo kann man besser abschalten als in der Natur?
Dick eingepackt machen wir uns auf den Weg. Ab Sasstaglià beginnt unsere Wanderung in Richtung des ehemaligen Bergarbeiterdorfes und leitet uns, vorbei an lichten Wäldern, Felsen und dem Clemgia-Fluss, immer weiter ins Tal hinein. Der Fluss bildet die Grenze zum anliegenden Nationalpark. Hier kann es gerne mal vorkommen, dass Gämse, Hirsche oder andere Bewohner des Schweizerischen Nationalparks auf Futtersuche den Weg ins Val S-charl finden. Da der Nationalpark im Winter geschlossen ist, um den Wildtieren die nötige Ruhe in den strengen Wintermonaten zu gewähren, sollte man auf jeden Fall auf dem Weg bleiben. Aber bei diesen Schneemengen macht man das freiwillig, denn es würde nur beschwerlich vorwärtsgehen, müsste man den ganzen Weg im metertiefen Schnee hinter sich legen.
Die Wanderung von unserem Startpunkt bis nach S-charl dauert ungefähr zwei Stunden. Jedoch sollte man besser ein wenig mehr Zeit einrechnen, denn anhalten und staunen wird man auf diesem idyllischen Weg durch die Bergwelt des Unterengadins nicht nur einmal. Immer weiter ins Tal hinein folgen wir dem Weg, der sich leicht steigend zwischen den gigantischen Bergen entlangschlängelt. Keine Menschenseele ist uns bis jetzt begegnet. Lediglich die «Schlittrada da S-charl», welche die Pferdeschlittenfahrten als offiziellen Personentransport bis ins Dorf durchführt, kreuzt uns auf der Hälfte der Strecke.
Während die erste Hälfte der Winterwanderung in eher offenem Gelände und felsiger Umgebung liegt, verändert sich die Strecke je mehr wir uns dem Dorf nähern. Bäume umgeben uns und säumen den Weg bis kurz vor S-charl. Die Ruhe lässt uns die Zeit vergessen. Doch es ist keine absolute Ruhe. Mit leichtem Wind im Gesicht, dem rauschen des Baches und ein paar zwitschernden Vögeln im Hintergrund nehmen wir die letzten Meter unter die Füsse und kommen schliesslich im Dorf an. Der Blick zurück lässt uns ein letztes Mal verstummen. Majestätisch präsentieren sich der Piz Pisoc und die weiteren umliegenden Berggipfel – schneebedeckt in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.