Mit Michelle unterwegs.
Wildwasserspass auf dem Inn
Wir brechen an einem Samstagmorgen im Juli auf zur Raft-Basis, welche sich bei der Talstation der Bergbahnen Motta Naluns befindet. Von den unterschiedlichen Touren, die angeboten werden, haben wir uns für die Vormittagstour «Scuolerschlucht» entschieden. Nachdem wir mit Neoprenanzug, Schwimmweste, Helm und Schuhe ausgerüstet sind, brechen wir an den Ausgangspunkt per Shuttle auf. Schon der Transport zum Inn ist abenteuerlich. Beim Flussbett angekommen, werden alle Teilnehmenden instruiert und auf die Kommandos geschult, welche während dem Rafting zum Einsatz kommen: Vor, Zurück, Stopp und ins Boot. Letzteres ist vor allem wichtig einzuhalten, für die stürmischen Passagen, wie sich später herausstellt.
Nach ein paar praktischen Paddel-Übungen an Land, geht es ans Einwassern. Trotz des dicken Neoprenstoffes und der Schuhe merken wir schnell, wie eisig kalt der Inn selbst im Sommer ist. Die erste Stromschnelle, der «French Man», erwartet uns bereits nach den ersten Paddel-Schlägen und lässt den Puls kurz in die Höhe schiessen. Spätestens jetzt sind wir alle hellwach und bereit für das Abenteuer. Während den ruhigen Passagen haben wir aber auch die Möglichkeit, die wilden Ufer und die nahen Berge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wir begegnen unterwegs Kanufahrern, Anglern und Wanderer, die uns zuwinken und sich mit uns freuen.
Unterwegs machen wir kurz Halt, denn eine Stromschnelle eignet sich besonders gut zum Surfen, wie uns unser Guide Julian erklärt. Also steuern wir die Passage an und erleben tatsächlich auf über 1200 m ü. M. ein Gefühl des Wellenreitens. Dieses wird aber jäh unterbrochen, als das Boot sich entschied, zu kapitulieren. Es füllt sich schnell mit Wasser und lässt uns die Welle verlassen. Dank den Abflüssen an den Rändern des Bootes läuft das Wasser schnell wieder ab. In den Anfängen des Raftings, als die Boote noch nicht so modern waren, war immer jemand dabei, der für solche Fälle mit einem Schöpfkübel bereit war. Wir sind froh, dass uns dies auf unserer Tour erspart bleibt.
Nach weiteren actionreichen Stromschnellen passieren wir bei Nairs die Trinkhalle «Büvetta», ein ehrfürchtiges Gebäude und Zeuge einer vergangenen Zeit, deren andächtige Präsenz aber immer noch zu spüren ist. Gäste und Einheimische haben hier vor gut 150 Jahren zu den Blütezeiten des Kurtourismus die verschiedenen Mineralwasser aus der Region zur Heilung eingenommen.
Bald passieren wir Scuol. Vor allem die Kirche ist prägnant auf dem Felsen, schon von Weitem ersichtlich und lässt uns kurz inne halten, bevor wir uns bereit machen und mit kräftigen Ruderschlägen auf die nächste Stromschnelle zusteuern.
Nachdem wir Scuol hinter uns gelassen haben und an Pradella vorbei rauschen, sind wir auch schon am Ende der Tour angekommen. Die letzten Meter bis zum Ausstieg bringen wir schwimmend zurück. Anfangs erschien uns dies eine gute Idee – haben wir doch so ein Rundum-Inn-Erlebnis. Nach wenigen Sekunden spüren wir die eisige Kälte und machen uns schnell auf den Weg in Richtung Land. Glücklich und zufrieden geht es dann per Shuttle zurück zur Raft-Basis, wo wir nach dem Umziehen, ein Getränk erhalten und den erfrischenden Start in den Tag Revue passieren lassen.
Bilder © Engadin Adventure
Gut zu wissen
- Vormittags-, Nachmittags-, sowie Ganztagestour
- Badesachen dabeihaben
- Auch an einem regnerischen oder bewölkten Tag ein Erlebnis
- Für Familien empfiehlt sich der Ferientipps «Family Rafting für Jedermann»
Michelle Zbinden
Michelle Zbinden arbeitet bei der Ferienregion Engadin Scuol Zernez im Content- und Marketing-Team. Sie lebt seit August 2017 im Engadin und ist in ihrer Freizeit gerne in der Natur unterwegs. Vor allem die Blumenvielfalt im Unterengadin bereitet ihr Freude.
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